Da höre ich eben noch den „Aufprall“ und meine, die Richtung
zu ahnen.
Aber weg ist weg.
Nun ist es also wieder passiert. Etwas verschwindet wie von
Zauberhand in den unendlichen Weiten meines Wohnzimmers (sonst gerne auch eines
anderen Raumes). Und meine Ohren sind schneller als meine Augen. Ich habe es
nur gehört. „Sehen Sie schon? Oder hören Sie noch?
Weg ist er. Versteckt sich irgendwo, der Sauhund. Will sich
wohl nicht länger an meiner Putzaktion beteiligen. Aber, ich bin unnachgiebig.
Heute suche ich gefühlte Stunden nach meinem k.o. gegangenen
Staubpinsel. Ich hebe hoch, räume beiseite, drehe um und verrücke Möbel. Alles
ist auf den Kopf gestellt und ich bin wenig amüsiert. Er aber tut gar nicht
dergleichen. Keinen Mucks von sich gebend (wie auch!) bleibt er verschollen. In
mir arbeitet es. Verflixt nochmal, das kann doch gar nicht sein. Mein
Wohnzimmer liegt doch nicht im Bermuda-Dreieck! Gerade noch wähne ich
überirdische Mächte am Werk, da schwant es mir schließlich: Vielleicht hat er
eine unübliche Fortbewegungsart erprobt und ist gerollt. Einen Ort gibt es
noch, wo ich suchen kann. Unter dem Sofa. Da könnte er anatomisch im Liegen exakt
hin passen.
Ich zwinge also meinen Alabasterkörper auf die Knie und
bewege den Kopf gen Teppichnarbe, den Blick starr in Suchrichtung, alle Sinne
geschärft, Radar an. Und dann: Nichts! Jedenfalls bei der ersten
Inaugenscheinnahme.
Doch halt!
Ein zweiter Blick und erwischt: Ganz am Ende, am Fuße angeschmiegt, liegt er. Fröhlich pfeifend tut er noch immer so, als sei nichts geschehen. Der Schlingel! Aber wenigstens bewegt er sich nun nicht mehr von der Stelle. Hat seine Parkposition offenkundig erreicht.
Seufzend erhebe ich mich und hole Luca (meinen linken Nordic
Walking-Stock). Gemeinsam schaffen wir es endlich, den Pinsel aus seinem
Versteck zu holen.
Gut so!
Das war auch schon mal anders. Ein Ohrstecker verschwand
durch den Überlauf eines Handwaschbeckens auf Nimmer Wiedersehen im
Abflussrohr. Und bis heute ist ungeklärt, wo der eine oder andere Strumpf sich
aufhält, der sein Pendant rat- und hilflos zurückließ. Zuletzt sah man sie
gemeinsam eine Waschmaschine entern.
Tja, es gibt so viel Unerklärliches. Da bin ich in der Tat froh,
dass ich meinen Pinsel wieder habe. Wirklich zauberhaft…
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Copyright: Claudia Georgi