Sportler sagen gerne von sich, sie hätten „einen Lauf“.
Damit meinen sie dann, sie hätten eine Phase, in der sie Erfolge in Serie
feiern, in der alles gelingt. Sie fühlen sich stark, sind euphorisiert und
wähnen sich unbesiegbar.
Warum soll es einen Lauf aber nicht auch im umgekehrten
Sinne geben? Die Phase also, in der beinahe alles schief läuft. Das kann sich
auf unterschiedlichste Bereiche des Lebens beziehen. Du hast dann zwar auch das
Gefühl, so eine Serie endet nie, nur keineswegs mit positiven Assoziationen.
Dinge, die für sich allein genommen Kleinigkeiten sein können, wachsen zu gigantischen
Monstern. Die strecken dir gefühlt die Zunge heraus und verbünden sich gegen
dich. Da muss eine große Verschwörung im Gange sein, die wollen dich alle
ärgern und quälen. Ist das Mobbing? Nee, vielleicht ist das ein Lauf, eine
Phase halt, die irgendwann doch wieder endet. Wäre jedenfalls zu hoffen. Kein
Mensch kann nur gewinnen. Demzufolge müsste es ebenso unmöglich sein, nur zu
verlieren, oder?
Gedankenspiele, die mir durch den Kopf geistern, während so
ein negativer Lauf mich gesundheitlich beutelt. Nicht der Nervenfresser ist es
zurzeit, der mich nachdenklich werden lässt, sondern Kumpels von ihm, die
eigentlich in der Amateur-Liga spielen, sich aber mannschaftlich geschlossen
bis ins Elfmeterschießen kämpfen. Es kostet deine ganze Kraft, sie zu besiegen.
Du bist im Tunnel, fokussiert und voll beschäftigt mit dem Kampf gegen sie. Dann denkst du: Endlich Schlusspfiff! Erholung
in der Eistonne, Auslaufen, Pflege und erledigt. Doch weit gefehlt, der nächste
Gegner bereitet sich schon auf dich vor. Einige Runden geht das so und ich weiß nicht,
ob ich gerade im Achtel-, Viertel-, Halbfinale oder Finale stehe.
Aber eines ist sicher: Jeder Lauf hat einmal ein Ende…
Copyright: Claudia Georgi